Als jemand der, aus dem Studium kommend, selbst schon betroffen war und dann mehrere Jahre als Sozialarbeiter sehr viel Umgang mit ALG Empfängern hatte sehe ich noch einen weiteren Aspekt, der nicht zu vernachlässigen ist: Die Schuld an der Arbeitslosigkeit wird insbesondere bei ALG 2 den Menschen zugeschoben, die keine Arbeit haben. Nicht den Entlassenden, Lohndumpern oder Arbeitsplatzvernichtern.
Diese schlimme und als schlimm empfundene Schuldzuweisung spiegelt sich in der Verlorenheit und Ohnmacht der Betroffenen ganz schnell wieder.
Daher ist die Forderung / der Wunsch nach Selbstorganisation und Gegenwehr zwar nachvollziehbar, verläuft aber, von einzelnen abgesehen ins Leere.
Verstärkt wird der Eindruck mensch selbst sei schuld natürlich dadurch, dass eben auch Sozialdemokratie, Grüne und Gewerkschaften und mit ihnen finanzorientierte nahezu alle Träger der sozialen Arbeit die Abschaffung des Sozialstaats vorantreiben. Mein Beruf wandelt sich seit Jahren mehr und mehr zur Sozialverwaltung. Eintreten für schwächere geht dort nur noch mit den Trägerinteressen konform, wo Projektfinanzierungen nicht gefährdet werden.
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Von: Thomas Düsseldorf
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